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Oralverkehr in aller Munde

Was eine Allgemeinmedizinerin dazu zu sagen hat.

„Die Zunge ist das Organ mit der größten Empfindungsdichte. Die Klitoris und die Eichel sind beispielsweise im Gehirn nicht so stark abgebildet. Vielleicht, weil sie nicht so oft aktiv sind. Die Zunge ist permanent aktiv.” Ute ist Allgemeinmedizinerin in eigener Praxis und hat keine Hemmungen konkret zu reden. Es gehe um Sinnlichkeit im zentralen Wortsinn. „Im Mundbereich liegen drei Sinne dicht beieinander: schmecken, fühlen und riechen. Und das Gehör ist auch nicht weit.” Das Zuschauen des verwöhnten Partners spreche den fünften Sinn an. Alle Religionen sagen nach Wissen unserer Allgemeinmedizinerin nichts dazu. „Das ist doch schon mal schön. Ich schließe daraus: Es ist erlaubt.” Allerdings schweigen sich auch fast alle Sexratgeber zu diesem Thema aus. Vor uns auf dem Tisch liegen zwei Stapel Bücher mit Fotos und Zeichnungen von Stellungen und nur in zweien werden wir fündig. „Lou Paget ist die einzige Autorin, die sich in ihren Büchern seitenweise mit Oralverkehr auseinandersetzt.” Die ist dafür umso gründlicher und gibt beispielsweise auch Tipps wie man den Partner ernährt, dass sich der Geschmack des Ejakulats verändert.

Hemmungen

„Es gibt ganz viele Frauen, die Hemmungen haben, sich oral verwöhnen zu lassen, weil sie meinen, sie schmecken oder riechen schlecht. Ich empfehle jeder Frau zu probieren, wie sie schmeckt.” Was sicherlich auch Männer an sich testen dürfen. In der Periode sei es Geschmacksache, ob man sich ranwage oder nicht. Männer dagegen meinten nicht, sie schmeckten oder röchen schlecht. „Die meinen ja oft, sie müssten sich nicht mal waschen. Damit wären wir beim Thema Hygiene. Es gibt keine Frau, die zum Allgemeinmediziner geht, ohne sich gewaschen zu haben. Aber es gibt fast keinen Mann, der hingeht und sich gewaschen hat.” Dass die oft direkt von der Arbeit kommen und in den Büros recht wenig Duschen aufgestellt sind, lässt die Ärztin als Argument gelten. Eine grundsätzliche Frage und nicht nur im Zusammenhang mit Oralverkehr ist: „Wie soll der Partner riechen? Nach Seife oder nach sich selbst. Das heißt ja nicht, dass einer dreckig sein muss.” Napoleon schrieb seiner Josephine zwei Tage, bevor er nach Hause kam. ‚Bitte waschen Sie sich nicht. Ich komme bald.’ Der empfand den individuellen Geruch seiner Angebeteten offensichtlich als aphrodisisch, oder antörnend, wie es neudeutsch heißt.

Hygiene

Ein pauschaler Tipp der Ärztin an die Herren lautet: „Waschen wäre schön und zwar auch unter der Vorhaut. Der Dreck, das Smegma, kann beim normalen Sex Gebärmutterhalskrebs hervorrufen. Ich denke, Wasser und Waschlappen reichen. Seife muss nicht sein. – Hauptsache sauber.” Frauen mit Beckenbodenschwäche im fortgeschrittenen Alter könnten bei Erregung Urin verlieren. Beckenbodentraining wäre hier die Empfehlung. Nachdem wir jetzt schon einige Zeilen oral-genital unterwegs sind, drehen wir den Partner doch einmal auf den Bauch. „Der Anus ist auch mit dem Mund erreichbar. Also sollten wir darüber reden.” Wenn er sie anal leckt, dann sollte er nachher die Scheide meiden, dass keine Kolibakterien hineingelangen. Die könnten dort eine massive Scheidenentzündung hervorrufen. „Er gehört in der Nacht nicht mehr in ihren Intimbereich mit seinem Mund.” Besonders trockene Scheiden (in den Wechseljahren) seien gefährdet. Thema Miniverletzungen und Entzündungen. Letzter Hinweis zum Oral-Anal-Kontakt: „So tief reingehen, wie es schmeckt.” Schließlich geht es um Spaß und nicht um Ekel. Gut ist, was beiden gefällt.

Oralverkehr im Alter

„Ich finde Oralverkehr ist für Ältere ganz perfekt, weil du es bis ins hohe Alter unabhängig von der Erektionsfähigkeit machen kannst. Und weil du ihm als Frau bei der Erektion helfen kannst. Selbst wenn er seinen Penis dann nicht hoch kriegt, hat er angenehme Empfindungen.” Diesen Tipp gibt sie besonders dann, wenn es medikamentös bedingte Erektionsprobleme bei älteren Männern gibt. Alle Betablocker könnten Erektionsstörung nach sich ziehen. Das ‚Hochlecken’ sei auch eine Empfehlung für Frauen, die ihren jüngeren Mann in die zweite oder dritte Runde locken wollen. „Ich finde, dass Oralsex auch eine Form für langsamen Sex und Zärtlichkeit ist, nicht für wilden Sex.”

Der Mund-Rachenraum

„30 % der Frauen mögen es, ihren Partner oral zu befriedigen. Und zwar scheint es darum zu gehen, wer führt. Wenn er in ihrem Mund Sex macht und einen Würgereiz hervorruft, ist das Gewalt. Entscheidend für den Genuss der Frau ist, dass sie in dieser Konstellation die Führung übernimmt.” Der typische Mund-Rachen-Bereich der Frau ist 5 bis 8 Zentimeter tief. Der typische Penis 12 bis 15 Zentimeter lang. Das passt nicht ganz. Es könne Probleme geben, wenn der Mann zu stark erregt sei. Als Lösung empfiehlt die Ärztin, mit Daumen und Fingern einen Ring um die Schwanzwurzel zu bilden und dadurch das Glied zu ‚verkürzen’. Man könne sich an den Penis im Mund gewöhnen. Prostituierte erzählten, dass der weiche Rachenraum elastischer werde. „Jede Frau entscheidet: 1. was passiert. 2. ob er im Mund kommen soll oder nicht. 3. ob sie den Samen schlucken will oder nicht.” Oralverkehr solle angeblich dazu führen, dass das Krebsrisiko im Mund-Rachenraum um 1/30 erhöht wird. Trotzdem wird nicht empfohlen, ihn deshalb zu vermeiden.

69er-Stellung

Die gleichzeitige oral-genitale Stimulation beider Partner ist im Optimalfall ein schöner Dialog ohne Worte. „Das Gesichtsfeld ist weg. Du kriegst eine ziemlich starke Erregung und eilst dem Orgasmus entgegen. Aber die Hingabe und das Spüren sind geringer. Ich würde sagen, der Genuss ist nicht ganz so groß.” Andererseits seien dabei durch die Schenkel die Ohren oft taub und die Augen ohnehin geschlossen, die Leistungssinne also ausgeschaltet. Vielleicht könne man sich dann doch voll einlassen: „Es geht um etwas Langsames, Meditatives.”

Bandbreite

Die Hauptlustziele sind bei diesem Thema Eichel und Klitoris, die mit Mund und Zunge „umspielt” sein wollen. ‚Ballspiele’ an den Hoden könne man mit einbeziehen. Die hätten allerdings wenige Rezeptoren. Wer üben will, probiert Lecktechniken und -variationen an einem Eis. Nicht jeder Eislecker ist ein Übender. Zügeln Sie Ihre Phantasien beim Besuch der Eisdiele. Oralverkehr sei eine gute Nummernverlängerung durch viele Variationsmöglichkeiten nach dem Motto ‚wieder wenig geschlafen, dafür aber gut und entspannt.’ Manche Männer hielten es für eine schnelle Spannungsabfuhr, zu der sie nichts beitragen müssen. Andere ließen sich gerne den nicht erigierten Penis langsam hochsaugen. „Oralverkehr vom Mann bei der Frau ist mit Sicherheit das intensivste Vorspiel. Und wenn man Herrn Clinton glauben darf, muss es umgekehrt Frau bei Mann nicht nur Vorspiel sein.”

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